Das
Nervengewebe
Die Nervenzelle:
Neurone- allein das Gehirn hat 100 Milliarden !
Die Neuronen besitzen die gleiche Grundstruktur und werden ebenso
von Genen gesteuert, wie alle Körperzellen. Dennoch gibt es
Unterschiede:
Aufbau der
Nervenzelle:
Eine Nervenzelle besteht aus einem Zellkörper und Zellfortsätzen.
Zum Zellkörper gehören der Zellkern und das Zytoplasma mit den
Zellorganellen.
Zellfortsätze:
Synapsen:
Über unzählige Synapsen übertragen die Axone ihre Impulse auf
die Dentriten des nächsten Neurons. Die Axonenden sind vielfältig
verzweigt und an jeder Schaltstelle knopfförmig zu präsynaptischen
Endknöpfen aufgetrieben. Diese enthalten Bläschen, in denen die
Neurotransmitter gespeichert werden.
Die
Gliazellen des Nervengewebes:
Sie erfüllen Stütz-, Ernährungs-, und immunologische
Schutzfunktionen für die Neurone.
Diese beiden Gliazellen werden auch zusammen als Makrogliazellen bezeichnet.
Die
Markscheiden:
Bei den peripheren Nerven wird jedes Axon schlauchartig von den
Schwannschen Zellen umhüllt. Axon und umgebende Schwannsche
Zellen bezeichnet man als Nervenfaser.Bei einigen Nervenfasern
wickelt sich die Schwannsche Zelle mehrfach um das Axon. Dies ist
das Myelin. Diese schützende Myelinummantelung wird Markscheide
genannt.
Markhaltige Nervenfasern haben eine dicke Myelinschicht und damit
eine hohe Leitungsgeschwindigkeit.
Marklose Nervenfasern haben eine dünne Myelinschicht und damit
eine geringe Leitungsgeschwindigkeit. Die Unterbrechung der
markhaltigen Nervenfasern nennt man Ranviersche Schnürringe. Nur
hier tritt das elektrische Nervensignal mit der umgebenden
Interzellularsubstanz in Kontakt. Das Signal breitet sich in Sprüngen
von Schnürring zu Schnürring aus.
Weiße
und graue Substanz:
Myelin erscheint makroskopisch weiß. Die Bereiche im ZNS, in
denen die markhaltigen Nervenfasern verlaufen werden deshalb weiße
Substanz genannt. Eine größere Ansammlung von eng beieinander
liegenden Nervenzellkörpern erscheint grau, und wird deshalb
graue Substanz genannt.
Die
Funktion der Nervenzelle:
Erreicht das elektrische Potential am Zellkörper eine bestimmte
Schwelle, dann wird am Axonhügel schlagartig ein
Aktionspotential ausgelöst. Erreicht dieses die Synapsen der
axonalen Endköpfe, dann aktiviert die Synapse die Eingangsseite
des nächsten Neurons.
Das
Ruhepotential:
Dem Ruhestand entspricht bei der Nervenzelle das Ruhepotential.
Hier besteht an der Plasmamembran des Neurons eine Spannung von
etwa -70 mV, wobei das Zellinnere gegenüber dem Extrazellulärraum
negativ geladen ist. Die Ursache hierfür sind unterschiedliche
Konzentrationen geladener Teilchen innerhalb und außerhalb der
Zelle. dadurch entstehen Diffusionskräfte, die z.B. K+ Ionen
durch die Zellmembran nach außen treiben und Na+ Ionen ins
Zellinnere hinein.
Im Ruhezustand sind Neurone etwa 10 mal durchlässiger für
Kaliumionen als für Natriumionen. Deshalb strömen infolge der
Diffusionskraft Kaliumionen durch die Zellmembran nach außen, so
daß sich dort positive Ladungen anhäufen. Im Zellinneren überwiegt
nun negative Ladung. Eine Ladungsdifferenz ( Ruhepotential
genannt ) ist entstanden, die wie erwähnt -70 mV beträgt. Der
zunehmende negative Ladungsüberschuß an der Membran- Innenseite
wirkt schließlich einem weiteren Ausstrom vom Kaliumionen
entgegen, da mit steigendem elektrischen Ungleichgewicht ein
Kaliumionen- Rückstrom einsetzt. Schließlich stellt sich ein
Gleichgewichtszustand ein.
Das
Generatorpotential:
Manche Synapsen können das Ruhepotential abschwächen (Depolarisation),
andere können es verstärken, also weiter absenken (Hyperpolarisation).
Geht der Effekt überwiegend in Richtung Depolarisation, kann es
zur Auslösung eines Aktionspotentials kommen. Ist der
Schwellenwert noch nicht erreicht, spricht man vom
Generatorpotential.
Das
Aktionspotential:
Wird bei der Depolarisation ein bestimmter Schwellenwert erreicht,
nimmt die geringe Leitfähigkeit für Na+ -Ionen explosionsartig
zu. Da im Zellinneren nur wenige Na+- Ionen vorhanden sind, setzt
ein starker Na+- Ionen Einstrom in die Zelle ein. Nun überwiegt
an der Innenseite der Membran die positive Ladung, sie beträgt +30
mV. Damit ist ein Aktionspotential entstanden. Es kann nur über
das Axon an andere Zellen abgegeben werden.
Die
Repolarisation:
Am Höhepunkt der Depolarisation nimmt die Leitfähigkeit der
Zellmembran für Na+- Ionen rasch wieder ab, und die Leitfähigkeit
für K+- Ionen steigt für kurze Zeit sehr stark an. Der Na+
Einstrom in die Zelle wird gestoppt, und K+- Ionen strömen aus
der Zelle. Es überwiegt an der Innenseite der Zellmembran wieder
die negative Ladung, kurzzeitig entsteht sogar eine
Hyperpolarisation. Danach ist das Ruhepotential wieder
hergestellt. Man bezeichnet diesen Vorgang als Repolarisation.
Die Fortleitung
von Nervensignalen:
Die Spannungsdifferenz von erregtem Membranabschnitt gegenüber
seinem unerregtem beachbartem Membranabschnitt (+30 mV zu -70 mV)
führt zu einem Ionenstrom vom positiven in den negativen Bereich.
Diese Ionenströme depolarisieren die Axonmembran Abschnitt für
Abschnitt. So pflanzt sich die Erregung schrittweise über das
gesamte Axon bis zum nächsten Neuron fort.
Die Erregungsleitung an den
Synapsen:
Es findet eine Übermittlung an andere Zellen statt. Dies
geschieht an den Synapsen. Synapsen verbinden in der Regel das
Axon einer Nervenzelle mit dem Dendriten einer anderen Zelle,
aber auch Nervenzelle mit Muskel- und Drüsenzellen. Die
synaptische Verbindung zwischen einem Axon und einer Muskelzelle
wird motorische Endplatte genannt. Eine Synapse besteht aus drei
Anteilen:
Trifft an den
Endaufzweigungen des präsynaptischen Axons ein Erregerimpuls ein,
kommt es zur Freisetzung von Neurotransmittern aus den
synaptischen Bläschen in den synaptischen Spalt. Die
Neurotransmitter passieren den Spalt in einer tausendstel Sekunde
und binden sich an die Rezeptoren der postsynatischen Membran. Es
entsteht ein postsynaptisches Potential. Nun wird der
Neurotransmitter rasch wieder inaktiviert.
Bei erregenden Synapsen ist der Neurotransmitter in der Lage,
eine Depolarisation und damit ein Aktionspotential an der
postsynaptischen Membran auszulösen. An den hemmenden Synapsen
bewirkt der Transmitter hingegen eine Hyperpolarisation. dadurch
wird das Ruhepotential weiter in den negativen Bereich hin
abgesenkt
Die am Axon elektrisch fortgeleitete Erregung wird an der Synapse chemisch übertragen, und an der Membran des nachgeschalteten Neurons wieder elektrisch weitergeleitet.
Übersicht
der Neurotransmitter:
Neurotransmitter wirken entweder erregend oder hemmend auf die
postsynaptische Membran.
Das
Nervensystem:
Der Aufbau des Großhirns:
Das Großhirn liegt unter der knöchernen Schädelkalotte, und stülpt
sich über Mittel-, und Zwischenhirn. Hier ist der Sitz des Bewußtseins.
An der äußeren Oberfläche liegt die Großhirnrinde. Hier gibt
es zahlreiche Windungen (Gyrus) und Furchen (Sulcus). Die längsverlaufende
Furche Fissura longitudinalis teilt das Großhirn in zwei Hälften
(re. und li. Hemisphäre). Die beiden Hälften sind in der Tiefe
durch den Balken (Corpus callosum) miteinander verbunden. Es gibt
vier Gehirnlappen:
- Lobus frontalis
- Lobus parientalis
- Lobus temporalis
- Lobus occipitalis
Diese werden durch weitere Sulci voneinander getrennt. Die Großhirnrinde
enthält 70% aller Nervenzellen (Neuronen) des Gehirns; dies wird
als die graue Substanz des ZNS bezeichnet. Nervenzellen mit ähnlichen
Funktionen liegen in Verbänden beieinander (Rindenfelder).
Es gibt motorische Rindenfelder, die in der vorderen
Zentralwindung liegen. Sie steuern die Bewegungen der
Skelettmuskulatur, indem Nervenimpulse von der Hirnrinde weg zum
Muskel laufen (efferent, vom ZNS weg).
Die sensorischen Rindenfelder liegen in der hinteren
Zentralwindung. Sie verarbeiten Sinneseindrücke, die zum Gehirn
geleitet werden (afferent, zum ZNS hin).
Verschiedene Hirnabschnitte werden durch Nervenfaserbündel (weiße
Substanz) miteinander verbunden. Die Kommissurenbahnen verbinden
die rechte und die linke Gehirnhälfte miteinander. Die mächtigste
ist der Balken. Die Assoziationsbahnen leiten Impulse innerhalb
der Hemisphäre hin u. her.
Die Projektionsbahnen leiten Erregungen aus verschiedenen Körperregionen
zum Großhirn u. umgekehrt.
Die
Rindenfelder des Großhirns:
Ein Primäres Rindenfeld ist ein Großhirnbereich, der über
eine Art Punkt zu Punkt Verbindung mit peripheren Körperteilen
in Verbindung steht. Die Größe eines Rindenfeldes richtet sich
nach der Vielzahl an Bewegungsmustern (z.B. Rindenfeld für
Handmuskeln ist größer als das Rindenfeld für die
Rumpfmuskulatur).
Das primär motorische Rindenfeld liegt vor der
Zentralfurche, in der vorderen Zentralwindung (Gyrus
praecentralis). Hier liegen alle Nervenzellen für die Steuerung
bewußter Bewegung.
Das primär sensorische Rindenfeld liegt hinter der
Zentralfurche in der hinteren Zentralwindung (Gyrus postcentralis).
Es enthält Informationen von den peripheren Rezeptoren (z.B.
Haut).
Sekundär motorische Rindenfelder sind den primären
motorischen Rindenfeldern übergeordnet. Sie sind ein
Koordinations- und Gedächtniszentrum. Sie geben den primären
Feldern Informationen, wie der Bewegungsablauf früher am günstigsten
erfolgt ist, und jetzt ebenfalls zweckmäßigerweise zu erfolgen
hat.
Das Broca-Sprachen-Zentrum kontrolliert beim Sprechen z.B.
Kehlkopf, Lippen und Zungenmuskulatur. In den sekundären
sensorischen Rindenfeldern sind Erfahrungen über frühere
Empfindungen gespeichert.
Die Erfahrungen aus den großen Sinnesorganen Sehen, Hören,
Riechen, Schmecken werden speziellen Rindenfeldern zugeleitet.
Das Sehzentrum liegt im Hinterhauptlappen des Großhirns, das Hörzentrum
liegt im Schläfenlappen.
Bei einem Handlungsablauf werden die Informationen der einzelnen
Rindenfelder einem übergeordnetem Assoziationsgebiet
zugeleitet. Dieses verarbeitet Sinneseindrücke weiter, und
entwirft Handlungsmuster. Von den Neuronen im primären
motorischen Rindenfeld ziehen die Nervenfasern über die Pyramidenbahn
zu den motorischen Kernen der Hirnnerven und zum Rückenmark. Die
Pyramidenbahn übermittelt die Steuerung der bewußten, willkürlichen
Bewegung. Im Bereich des Hirnstamms kreuzen die meisten der
Pyramidenfasern.
Basalganglien:
Die Basalganglien sind die tiefgelegenen Kerngebiete des Groß-,
und Zwischenhirns. Sie gehören als wichtige motorische
Koordinationszentren zum extrapyramidalen motorischen System. Es
werden die unwillkürlichen Muskelbewegungen und der Muskeltonus
gesteuert.
Die größte Kernanhäufung der Basalganglien ist der Streifenkörper
(Corpus striatum). Es ist den übrigen Basalganglien als höheres
Koordinationszentrum der unwillkürlichen Motorik übergeordnet.
Das
limbische System:
Besonders Gefühle und emotionale Reaktionen werden von diesem
System unter Beteiligung von Großhirnrinde, Thalamus u.
Hypothalamus gebildet. Es wird aus Strukturen des Großhirns, des
Zwischenhirns und des Mittelhirns gebildet. Außerdem gehören
dazu: Mandelkern (Corpus amygdaloideum), Hippocampus und Teile
des Hypothalamus !
Zwischenhirn:
Das Zwischenhirn ist die Schaltstelle zwischen Großhirn und
Hirnstamm. Hauptbestandteile: Thalamus, Hypothalamus, ein dicker
Tropfen der Hypophyse
Thalamus:
Der Thalamus besteht hauptsächlich aus grauer Substanz. Alle
Informationen aus der Umwelt oder der Innenwelt des Körpers
gelangen zum Thalamus. Hier werden sie gesammelt, verschaltet und
verarbeitet, bevor sie zur Großhirnrinde geleitet und dort zu
bewußten Empfindungen verarbeitet werden. Der Thalamus wirkt wie
ein Filter, den nur für den Gesamtorganismus bedeutsame
Erregungen passieren können.
Hypothalamus:
Der Hypothalamus ist der unterste Anteil des Zwischenhirns, er
liegt unterhalb des Thalamus. Er steuert zahlreiche körperliche
und psychische Lebensvorgänge. Die Steuerung des Hypothalamus
geschieht teils nerval über das vegetative Nervensystem und
teils hormonell über den Blutweg. Er ist ein zentrales
Bindeglied zwischen Nervensystem und Hormonsystem. Vom
Hypothalamus werden über Rezeptoren viele Körperfunktionen
kontrolliert:
In zwei Kerngebieten des Hypothalamus werden die Hormone Adiuretin u. Oxytocin gebildet, die auf nervalem Weg zum Hypophysenhinterlappen gelangen, und dort gespeichert werden. Neurosekretion nennt man diese Art der Hormonabgabe von Nervenzellen über Nervenfasern.
Hirnstamm:
Der Hirnstamm ist der unterste Gehirnabschnitt und besteht aus:
Mittelhirn:
Das Mittelhirn ist das Mittelstück zwischen der Brücke und dem
Zwischenhirn. Wichtige Zonen:
Das Mittelhirn enthält auch Kerngebiete des extrapyramidalen Systems, die Schaltzentren sind und die unwillkürliche Bewegungen der Augen, des Kopfes und des Rumpfes auf Eindrücke von Augen und Ohren abstimmen.
Brücke:
Die Brücke verbindet das Großhirn mit dem Kleinhirn. Hier
setzen sich die längsverlaufenden Bahnen zwischen Großhirn und
Rückenmark fort.
Medulla
oblongata:
bildet den unteren teil des Hirnstamms, und so den Übergang zum
Rückenmark. Hier kreuzen sich die meisten der
Pyramidenbahnfasern. In seiner weißen Substanz enthält es auf-
und absteigende Bahnen vom und zum Rückenmark. In seiner grauen
Substanz enthält es Steuerzentren für Regelkreise, z.B. das
Herz-Kreislauf-Zenrum, oder das Atemzentrum. Diese Zentren
erhalten ihre Informationen über zuführende Bahnen des
vegetativen Nervensystems (z.B. X. Hirnnerv). Zum Teil befinden
sich die Sensoren auch direkt im verlängerten Mark (z.B. für
den pH Wert).
Im gesamten Hirnstamm haben die Neuronenverbände mit ihren Nervenfasern ein netzartiges Aussehen (Formatio reticularis). Sie stellt ein Regulationszentrum für die Aktivität des gesamten Nervensystems dar.
Hirnnerven:
Die Hirnnerven umfassen alle Nervenfaserbündel, die oberhalb des
Rückenmarks das ZNS verlassen:
I. N. olfactorius- Riechnerv
II. N. opticus- Sehnerv
III. N. oculomotorius- Augenmuskelnerv ( gerade Bewegung )
IV. N. trochlearis- Augenmuskelnerv ( schräge Bewegung )
V. N. trigeminus- Sensibilität des Gesichts
VI. N. abducens- Augenmuskelnerv ( nach außen schauen )
VII N. facialis- Gesichtsmimik
VIII. N. vestibulocochlearis- Hör-, Gleichgewichtsnerv
IX. N. glossopharyngeus- Zungen-, Rachennerv ( schlucken )
X. N. vagus- Eingeweidenerv
XI. N. accessorius- Halsnerv ( Kopfdrehung, Schulterhebung)
XII. N. hypoglossus- Zungennerv ( Bewegung )
Nervus vagus:
Der Nervus vagus versorgt als Hauptnerv des parasympatischen
Systems einen Teil der Halsorgane, die Brust u. einen großen
Teil der Baucheingeweide. Der Vagus leitet sowohl Impulse von
Organen zum ZNS, als auch efferente Impulse für die Motorik
glatter Muskeln.
Kleinhirn
( Cerebellum ):
Das Kleinhirn liegt in der hinteren Schädelgrube, unterhalb des
Hinterhauptlappens des Großhirns. Die Kleinhirnoberfläche hat
ebenfalls Windungen und Furchen. Die Oberfläche hat eine 1mm
dicke Kleinhirnrinde aus grauer Substanz. Darunter liegen die
Nervenfasern der weißen Substanz. Das Kleinhirn ist durch auf
und absteigende Bahnen mit dem Rückenmark, dem Mittelhirn u. über
die Brücke mit dem Großhirn und dem Gleichgewichtsorgan
verbunden.
Diese Verbindungen ermöglichen die Arbeit des Kleinhirns als koordinierendes
motorisches Zentrum. Mit dem Großhirn reguliert es über
Fasern des extrapyramidalen Systems die Grundspannung der Muskeln
und stimmt Bewegungen aufeinander ab.
Das
Rückenmark:
verbindet das Gehirn und die Rückenmarksnerven, und leitet
Nervenimpulse vom Gehirn zur Peripherie und umgekehrt. Aufbau:Das
Nervengewebe des Rückenmarks geht in Höhe des großen
Hinterhauptlochs aus dem verlängertem Mark hervor und zieht im
Wirbelkanal bis zum zweiten Lendenwirbelkanal hinab. In regelmäßigen
Abständen entspringen 31 Paare von Nervenwurzeln, die sich
jeweils zu den Spinalnerven vereinigen. Durch die Nervenwurzelabgänge
wird das Rückenmark in 31 Segmente unterteilt. Jedes Rückenmarkssegment
enthält dabei eigene Reflex- und Verschaltungszentren.
Innere Struktur
des Rückenmarks:
Im Zentrum des Rückenmarks liegt die graue Substanz mit den
Nervenzellkörpern. Außenherum liegt die weiße Substanz (auf-
und absteigende Nervenfasersysteme). Die äußeren Anteile der
grauen Substanz werden Hörner genannt. Im Vorderhorn liegen
motorische Nervenzellen. Zu den Nervenzellen im Hinterhorn ziehen
sensible Nervenfasern. Im Seitenhorn liegen efferente und
afferente Nervenzellen des vegetativen Nervensystems.
Spinalnerven:
Aus jedem Rückenmarkssegment geht je eine vordere und hintere
Nervenwurzel hervor, die sich nach wenigen Millimetern zu einem
Spinalnerven zusammenschließen. Sie verlassen den Wirbelkanal
der Wirbelsäule als Teil des peripheren Nervensystems durch die
Zwischenwirbellöcher (zwischen zwei benachbarten Wirbeln).
Das
periphere Nervensystem:
Nach seinem Austritt teilt sich jeder Spinalnerv in verschiedene
Äste auf. Die hinteren Äste versorgen die Haut und die tiefen
Muskeln vom Hals bis zur Kreuzbeinregion. Die vorderen Äste
bilden teilweise Nervengeflechte (Spinalnervenplexus), bevor sie
durch erneute Aufteilung einzelne periphere Nerven bilden.
Reflexe:
Reflexe sind vom Willen unabhängige Reaktionen auf Reize. Sie
werden über das Rückenmark vermittelt. Reflexhandlungen werden
über Reflexbögen ausgelöst. Ein Rezeptor nimmt einen Reiz auf.
Dieser wird über sensible Nervenfasern zu einem Reflexzentrum im
ZNS (z.B. Rückenmark) weitergeleitet. Hier wird die
Reflexantwort gebildet. Motorische Nervenfasern übermitteln die
Reflexantwort zum ausführenden Organ (Effektor) z.B.
Muskelgruppe.
Das
vegetative Nervensystem:
Die Aufgabe ist die Steuerung lebenswichtiger Organfunktionen (z.B.
Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel). Dies läuft unbewußt ab.
Das vegetative Nervensystem besteht aus dem Sympathikus und dem
Parasympathikus. Der Sympathikus wird vor allem bei Aktivitäten
des Körpers erregt, die nach außen gerichtet sind (Beispiel:
" Mensch auf der Flucht"). Der Parasympathikus
dominiert dagegen bei nach innen gerichteten Körperfunktionen (z.B.
Verdauen). Darm-, Harnblase-, Sexualfunktion werden auf Rückenmarksebene
reguliert. Atmung, Herz, Kreislauf werden im Hirnstammbereich
reguliert
Komplexe vegetative Funktionen werden vom Zwischenhrin und zum
Teil von der Großhirnrinde gesteuert (z.B. Regelung der Körpertemperatur)
Der
periphere Sympathikus:
hat seinen Ursprung in Nervenzellen, die in den Seitenhörnern
des Rückenmarks liegen. Die Axone verlassen über die
Vorderwurzel gemeinsam mit den Spinalnerven des willkürlichen
Nervensystems das Rückenmark. Sie ziehen zum Grenzstrang, wo
mehrere Ganglien perlschnurartig über Nervenfasern miteinander
verknüpft sind. Ein Ganglion ist eine Ansammlung von
Nervenzellen außerhalb des ZNS und dient als Umschaltstelle
zwischen den Nervenzellen, die vom ZNS kommen (präganglionäre
Neurone) und denen, die vom Ganglion zum Endorgan ziehen (postganglionäre
Neurone). Manche Nervenfasern ziehen von den Umschaltstellen
direkt zum Organ, andere zusammen mit den Spinalnerven.
Der
periphere Parasympathikus:
Der Ursprung liegt in den Kerngebieten des Hirnstamms und in den
Seitenhörnern des Sakralnervs. Von dort aus ziehen die Axone
zusammen mit Hirn oder Spinalnerven zu den parasympathischen
Ganglien, die in unmittelbarer Nähe oder innerhalb der
Erfolgsorgane liegen. Sie liegen als Nervengeflechte an oder in
der Wand von Hohlorganen.
Lähmungen:
Bei der peripheren Lähmung liegt eine Schädigung der
motorischen Vorderhornzellen im Rückenmark oder ihrer
Nervenfortsätze vor. Die Reizleitung zu den jeweiligen Muskeln
ist unterbrochen = schlaffe Lähmung !
Bei der zentralen Lähmung liegt die Störung im primären
motorischen Rindenfeld des Großhirns oder der Pyramidenbahn.
Durch die Muskelreflexe und der fehlenden zentralen Steuerung
tritt eine spastische Lähmung auf (z.B. nach einer Hirnblutung).
Die Querschnittslähmung entsteht durch eine Unterbrechung des Rückenmarks.
Alle sensiblen Empfindungen und willkürlichen Bewegungen fallen
unterhalb des Schädigungsortes aus. Unterhalb der Schädigung
treten spastische Lähmungen auf, auf Höhe der Schädigung kommt
es durch die Zerstörung der motorischen Vorderhornzellen zur
schlaffen Lähmung.
Schutzeinrichtungen
des ZNS:
Das Nervengewebe von Gehirn und Rückenmark liegt im knöchernen
Schädelraum bzw. im Wirbelkanal. Drei bindegewebige Hirnhäute (Meningen)
gewähren zusätzlichen Schutz.
Die Dura mater bildet die äußere Hülle des ZNS. Beim Rückenmark
besteht sie aus zwei getrennten Blättern. Zwischen diesen liegt
der Epiduralraum, der Fett und Bindegewebe enthält. Im Schädelraum
sind beide Duralblätter größtenteils zu einer Haut verwachsen,
die dem Schädelknochen als innere Knochenhaut anliegt.
Die mittlere Schicht heißt Arachnoidea. Sie ist gefäßlos und
liegt der harten Hirnhaut innen an. Zwischen Dura mater und
Arachnoidea liegt der Subduralraum.
Die innere Hirnhaut (Pia mater) enthält zahlreiche Blutgefäße
und bedeckt die Oberfläche des Nervengewebes. Zwischen Pia mater
und Arachnoidea liegt der Subarachnoidalraum.
Liquor:
Der Liquor füllt die Hohlräume sowie den Subarachnoidalraum aus.
Der Liquor schützt das Nervengewebe. Außerdem enthält er Nährstoffe
aus dem Blut und versorgt damit das Hirn und transportiert
Stoffwechsekprodukte aus dem Nervengewebe ab. Bei der
Lumbalpunktion wird der Subarachnoidalraum zwischen den Dornfortsätzen
des 3. und 4. Lendenwirbels punktiert. Der Subarachnoidalraum
umschließt als äußerer Liquorraum Gehirn und Rückenmark.
Zu den inneren Liquorräumen rechnet man das Ventrikelsystem des
Gehirns und den Zentralkanal im Rückenmark.
Es gibt vier Ventrikelkammern:
Die Blut - Liquor
- Schranke:
Die Pia mater stülpt sich in zottenartigen Kapillargeflechten in
die Ventrikel vor. Hier wird aus Blutplasma der Liquor gebildet.
Hier besteht die Blut - Liquor - Schranke. Nur wenige Medikamente
können diese passieren. Der Liquor wird in den äußeren Liquorräumen
von den Arachnoidalzotten absorbiert.
Arterien:
Das Gehirn wird von den paarigen Kopfschlagadern (A. carotis
interna) und etwas von den Wirbelschlagadern (A. vertebrales)
versorgt. Diese paarigen Arterien sind über Verbindungsäste zu
einem Gefäßring (Circulus arteriosus Willisii) verbunden. Die
beiden Endäste der A. carotis interna (A. cerebri anterior u.
media) versorgen die vorderen und mittleren Hirngebiete. Die Aa.
vertebrales versorgt die hinteren Hirnareale und die Hirnbasis.
Sie vereinigen sich nach dem Hinterhauptloch zur A. basilaris.
Dieses Gefäß speist über die beiden hinteren Großhirnschlagadern
Aa. cerebri posteriores den Ciculus arteriosus Willisii.
Venen:
Der venöse Abfluß findet hauptsächlich über die Hirnoberfläche
statt. Es sammelt sich in starrwandigen Venenkanälen, den Sinus.
Diese führen das Blut zur rechten und linken Vena jugularis
interna !